...alpine Sportkletterrouten, von Plaisier bis Abenteuer. Jedoch ein Haferl statt Cappuccino.
Die Süd-Ost-Seite der Hohen Wand |
Ein Blick in den Dienstplan ließ mein Herz höher schlagen. Da reihten sich doch tatsächlich fünf freie Tage am Stück aneinander. Eine Woche Urlaub, ohne einen Urlaubstag zu nehmen. Es lebe der Schichtdienst. Bleibt nur noch die quälende Frage zu klären: Wohin? Nach Franken? Ne, nicht bei fünf Tagen. Da kann man auch mal ein längeres Wochenende hinfahren. Nach Arco? Wahrscheinlich schon viel zu heiß im Juni! Aber war da nicht neulich in der "Klettern" ein Artikel über das Hausgebiet der Wiener Kletterer? "Hohe Wand", so der Name des Gebietes bei Wiener Neustadt, ca. 50km südlich von Wien. Die übliche Recherchemaschienerie wurde angeworfen, Artikel gewälzt, Internetseiten durchforstet, und Topos von infrage kommenden Touren ausgedruckt. Und mit jedem verschlungenen Wort, mit jedem betrachteten Foto, mit jeder studierten und im Geiste schon gekletterten Tour erschien die Hohe Wand in einem noch schöneren Glanze. Es führte also kein Weg mehr an "Traum und Wirklichkeit", "Die wüde Posteline", "Osterhasi", "Tirolersteig Mixtüre" und vielen Routen mehr vorbei.
Nach einer Hitzeschlacht auf der A3, die uns quer durch die deutsche und anschließend auf der A1, die uns dann noch quer durch die österreichische Republik führte erreichten wir dass angepriesene gelobte Land, den "Naturpark Hohe Wand" in der Dämmerung. Nichts desto trotz musste der obligate Gang zur Wand und zum Einstieg der von uns für den kommeden Tag auserkorenen "Osterhasi" (6 SL/ 7-) noch erfolgen.
Die Toposkizze und ein inzwischen dem Siedepunkt nahes Ankunfsbier in den Rucksack geworfen, hasteten wir den zwar in der Tat kurzen aber dafür umso steileren Zustieg zur Wand hoch. Natürlich gab es im fast dunklen nicht wirklich viel mehr als die ersten der 160 Meter zu sehen, trotzdem tat es gut endlich draussen zu sein und sich auf den kommenden Klettertag zu freuen.
Saubere Toiletten, und kaltes Wasser für die Bierkühlung |
Knapp unterhalb des Parkplatz der Hohen Wand, befindet sich eine Zeltwiese mit deren Einrichtung die Gemeinde Meiersdorf den Auswüchsen des wild Campens entgegenzusteuern suchte.Für das nächtigen im Zelt oder Bully und für die Nutzung wirklich sauberer und gut gepflegter Sanitäreinrichtung, wirft man Anmeldung samt zu entrichtender Gebühr (12,-Euro pro Nacht für ein Zelt oder Bully) in einen Briefkasten und wird wie wir am kommenden Morgen mit einem herrlichen Blick auf die gesamte Süd-Ost- Wand entlohnt. Entsprechend ungeduldig drückten wir uns das Frühstücksmüsli rein, während wir die Wand immer wieder nach unserer Linie absuchten. Und so dauerte es auch nicht mehr lang, bis wir gerüstet am Einstieg standen.
Auch wenn für meinen Geschmack Routennamen wie "Osterhasi" für heroische Bergfahrten irgendwie deplaziert wirken, so gab es in dieser Tour doch so manches glücklich machende Osternest zu suchen und zu finden.
"Osterhasi" wer vergibt denn solche Routennamen? |
Wahrscheinlich die "Must take a picture" Stelle |
Da der Gipfel in diesem Fall kein Gipfel, sondern das Hochplateau des "Naturpark Hohe Wand" und somit touristisch gut erschlossen war, wurde uns bewusst, dass das ersehnte Radler in greifbare Nähe gerückt war, und so machten wir vor dem gemütlichen Abstieg über den "Völlerinsteig" eine kurze Einkehr im Gasthof "Postl" und stellten wiedereinmal fest, dass ein kaltes Radler köstlicher kaum schmecken kann, als nach solch einer Schinderei!
Von oben, von unten, von links, von rechts... |
...von überall kommen sie angesegelt. |
ausmacht, den erwartet trotzdem eine unterhaltsame Tour. Mit 265m Kletterlänge handelt es sich um eine wesentlich längere Tour als die "Osterhasi", dafür gibt es allerdings auch wesentlich weniger Kletterhighlights zu erleben. Die Cruxlänge erlangt ihren Anspruch insbesondere durch den splittrigen und nicht sehr fest wirkenden Fels, an dem man in der leicht überhängenden Wand aber trotzdem gehörig ziehen muss, um die Stelle zu lösen. Weiter oben klettert man über eine sehr schöne Blockkante, von der aus man eine fantastische Sicht auf die Paraglider hat, welche ständig über, neben und unter einem vorbeisegeln. Und man denkt insgeheim:"Spätesten, wenn wir den freudigen Abstieg und ihr den lästigen Aufstieg über die "Völlerin" nehmt, sieht man sich wieder."
Steinböcke und Paraglider- die Hindernisse beim Abstieg |
Nach einem Tag Autobahn, zwei tollen, aber anstregenden, weil sehr heißen und schwülen Klettertagen an der Hohen Wand, wird es nun Zeit sich dem Charme des Wiener Lebens hinzugeben und der Kletter- gegen den Städteführer einzutauschen, sich mit Eispalatschinken und Ottakringer Bier für die vergangenen (und noch bevorstehenden) Strapazen zu entschädigen und ein wenig in die Ära Sissi und Franz´l einzutauchen.
Fäkts:
Allgemeines:
Wer aus dem Rheinland 900km abreißen möchte um alpine Sportkletterrouten mit geringerem Wetterisiko, geringeren Zustiegen und gemütlicheren Abstiegen, als es die hohen Alpen zu bieten haben, zu finden, der muss nicht mehr nach Arco fahren.
Das Radler ist nimmer weid! |
Nächtigen:
Zeltplatz "Hohe Wand Blick" am Fuße der Süd-Ost-Wand. Herrlicher Blick, saubere Toiletten und eiskaltes Kranwasser, welches die Bierkühlung ermöglicht überzeugen. Für den dickeren Geldbeutel läßt sic sicherlich ein nettes Fremdenzimmer in den umliegenden Gasthöfen finden.
Recherche und Topographie:
"Führer auf die Hohe Wand- 750 Anstiege auf die Hohe Wand" von Thomas Behm;
Topos bei Bergsteigen.at;
Magazin "Klettern" Feb-März 2013;
http://www.naturpark-hohewand.at/.
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